Warum haben so viele Bäume im Grundstück Flechten und Moose an den Stämmen?

Viele Felsen und Bäume sind dicht mit einem Flechtenrasen bewachsen. Sogar karge Sandböden werden von ihnen besiedelt. Anders als die meisten aber vermuten handelt es sich bei Ihnen nicht um Schädlinge. Streng genommen sind Flechten nicht mal Pflanzen. Flechten sind die perfekte Symbiose zwischen Pilzen und Algen. 

Algen betreiben Fotosynthese. Aus Kohlenstoffdioxid und Wasser bilden sie verschiedene Zucker, von denen sie sich ernähren, und Sauerstoff. 

Pilze ernähren sich von Kohlenhydraten und Wasser, die sie von den Algen beziehen. Dafür schützen sie die Algen vorm Austrocknen, vor mechanischen Schäden und liefern ihnen wichtige Mineralien. Zudem bildet der Pilz den Körper der Flechte, den Thallus. Das Farbspektrum der Flechten reicht von Weiß über Grün, Gelb, Orange, Braun und Grau. 

Flechten sind eine der ältesten und langlebigsten Organismen. Sie können hundert, selten auch tausend Jahre alt werden. Leider wachsen sie sehr langsam und können sich gegen Konkurrenten wie Moose kaum durchsetzen. Zudem bilden die Flechten eine eiweißreiche Nahrungsquelle. 

Sieht aus wie Blattflechte

Weltweit sind ca. 25.000 Arten in den unterschiedlichsten Erscheinungen bekannt. Je nach Wuchsform werden Flechten in drei Gruppen eingeteilt: Strauch-Flechten, Blatt- und Laub-Flechten und Krusten-Flechten.

Flechten sind sehr zäh und besiedeln auch extreme Lebensräume wie Wüsten und Gebirge. Sie sind außerdem als typische Erstbesiedler von Lebensräumen bekannt. Am häufigsten findet man sie an Bäumen. 

Flechten bevorzugen basische Rinden und besiedeln deswegen auch bevorzugt Laubbäume wie Pappel, Esche und Obstbäume. Und alte Bäume, die ihren Säureschutzmantel nicht mehr aufrecht halten können. Daher kommt auch der Mythos Flechten seinen Schädlinge. In Wahrheit besteht jedoch eine weitere Symbiose zwischen Bäumen und Flechten. 

Der Baum stellt seine Rinde als Lebensraum für die Flechten zur Verfügung. Die Flechte schädigt den Baum dabei in keinster Weise. Ihre Nährstoffe beschaffen sie sich selbst und auch das Rindenwachstum wird nicht gestört. 

Die Art des Baums spielt keine Rolle

Sie Flechten schützen den Baum, an den Stellen an dem sie ihn besiedeln, vor Bakterien und anderen Pilzen. Zudem sind Flechten gute Wasserspeicher. 

Flechten sollten also nicht von Bäumen entfernt werden. Eine Ausnahme gilt für alte Obstbäume. Unter der lockeren Borke können Schädlingen wie  Apfelwickler oder Baumläusen überwintern. 

Flechten haben einen weiteren Vorteil. Sie fungieren als Bioindikatoren für Luftschadstoffe und Schwermetalle. Flechten haben keine Ausscheidungsorgane und nehmen in Ermangelung an Wurzeln Nährstoffe aus der Luft auf. Sie wachsen also nur an Orten mit sehr sauber Luft. 

Flechten sollten also besser geschützt, statt zu Unrecht entfernt zu werden.

Dieser Artikel wurde inspiriert von Nicole Eder; Flechten an Bäumen: Schädlich oder harmlos? [06.05.2020]

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